Was geschah wirklich im burgenländischen Rechnitz, in der Nacht auf Palmsonntag 1945? Wurde das Töten von Menschen als Höhepunkt eines rauschenden Festes auf einem Jagdschloss angeboten? Als besonders widerwärtige Untergangsbelustigung, kurz vor der Ankunft der russischen Truppen?
Fest steht: 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter wurden erschossen. Fest steht: Die Mörder waren Gäste einer NS-Party bei Unternehmertochter Margit von Batthyány. Und fest steht auch: Niemand wurde je zur Rechenschaft gezogen, die Leichen nie gefunden – eine Mauer des Schweigens wurde errichtet um die Gräueltaten, Ermittlungen vereitelt, Zeugen ermordet.
Elfriede Jelinek sucht mit Rechnitz (Der Würgeengel) keine historischen Wahrheiten. Ihr Text ist eine Herausforderung an das kollektive Gedächtnis und die moralische Verantwortung, geprägt von ihrer charakteristischen sprachlichen Intensität und kritischen Schärfe. Als bizarres Sittenbild hinterfragt Rechnitz die Mechanismen der Macht und die Komplizenschaft der Gesellschaft.