Prof. Dr. Kathrin Yen ist Ärztliche Direktorin des Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg. Ihr Vater war Dr. Eberhard Tiefenthaler, der bis 1995 Leiter der Vorarlberg Landesbibliothek war. Nun kehrt Kathrin Yen für einen Vortrag zum Thema "Vom Frauenmord zur Vaterschaft - Einblicke in die Gerichtsmedizin" an den Ort zurück, an dem sie in ihrer Jugend viele Stunden verbracht hat und auch zum ersten Mal in Kontakt mit einer gerichtsmedizinischen Fachzeitschrift gekommen ist, die ihren Weg entscheidend mitgeprägt hat.
Nach dem Medizinstudium an der Universität Innsbruck hat Kathrin Yen zwei Jahre lang als Turnusärztin an den Landeskrankenhäusern Feldkirch und Rankweil sowie am Krankenhaus Hohenems gearbeitet, bevor sie in Frankfurt am Main und Bern ihre Facharztausbildung für Rechtsmedizin absolvierte. 2006 wechselte sie von Bern an die Medizinische Universität Graz, wo sie ein Forschungsinstitut zur Bildgebung an lebenden Gewaltopfern gründete und bald darauf auch die Leitung des Grazer Gerichtsmedizinischen Instituts übernahm. 2011 folgte der Ruf an die Universität Heidelberg.
Kathrin Yen gründete die erste Gewaltambulanz in Österreich, eine Einrichtung, die rund um die Uhr für die Untersuchung von Gewaltopfern jeden Alters zur Verfügung stand und jährlich bis zu 400 Menschen z.B. nach häuslicher Gewalt, sexueller Gewalt oder Kindesmisshandlung untersuchte. 2011 folgte die Eröffnung der ersten Gewaltambulanz in Baden-Württemberg, und im November 2023 eröffnete eine weitere Ambulanz des Heidelberger Instituts am Standort Stuttgart. Aktuell werden an der Heidelberger Rechtsmedizin bis zu 1000 Gewaltopfer jährlich untersucht und Beweise gesichert, die in späteren Strafverfahren zentrale Bedeutung erlangen können.
Seit Jahren engagiert sich Kathrin Yen für die Ausbildung von Nachwuchs im Fach Gerichtsmedizin und stellt neben den „klassischen“ gerichtsmedizinischen Aufgaben den Dienst an lebenden Gewaltopfern und an der Gesellschaft in den Mittelpunkt. Sie berät Verantwortliche in fachpolitischen und forensischen Fragen und ist in der Forschung aktiv; unter anderem wurde zuletzt ein telemedizinisches System entwickelt und an Kliniken angeschlossen, das erlaubt, Kinder mit Verdacht auf Misshandlung oder Missbrauch auch in Gebieten, die keinen Zugang zur Rechtsmedizin haben, gemeinsam und nach forensischen Fachstandards zu untersuchen. Gefährdete Kinder können so frühzeitig entdeckt und geeignete Maßnahmen zu deren Schutz eingeleitet werden.
In ihrem Vortrag wird Kathrin Yen einen Einblick in ihren beruflichen Alltag geben und anhand von Fallbeispielen auf aktuelle Entwicklungen sowie auf in ihrer Heimat Vorarlberg bestehende Bedarfe eingehen.
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