Buchvernissage von Doris Büchel - Mit einer Würdigung von Bänz Friedli.
Sie, eine Autorin Anfang fünfzig, liegt auf dem Küchenboden und weint. Das Herzrasen, die Atemnot, die Schlaflosigkeit, die ständige Bedrohung im Nacken, nicht gut genug zu sein, Fehler zu machen, aufzufallen - überhaupt sichtbar zu sein. Was war da los? Leben, was willst du mir sagen? Fuck. Statt den Beruf aufzugeben, den sie für die Ursache ihrer emotionalen Krise hält, fasst sie, noch während sie da liegt, einen Entschluss: Sie wird sich ihren Lebensthemen stellen - und darüber schreiben.
Die Reise der Selbstreflexion führt sie nicht nur an die Küsten Italiens und Portugals, sondern auch in das Hospiz ihrer Heimat Werdenberg, wo sie beginnt, Briefe für Menschen in der letzten Lebensphase zu schreiben, um deren Geschichten denjenigen zu hinterlassen, die zurückbleiben. Doch die unmittelbare Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens, mit den unterschiedlichsten Menschen, Schicksalen und Emotionen, bringt sie nicht nur sich selbst näher, sondern auch einem längst verdrängten, tragischen Ereignis aus ihrer frühen Kindheit. Findet sie darin die ersehnten Antworten auf ihre dringlichsten Fragen?
In ihrem Memoir »Wie lange ist nie mehr« setzt sich die Autorin Doris Büchel - im Buch schreibt sie als namenlose Icherzählerin - tiefgründig und kompromisslos mit Leben und Sterben, Liebe, Verlust und Tod auseinander, aber auch mit dem eigenen Schreiben. So verwebt sie Fragmente zu einem Ganzen. Dieses Buch darf uns aufwühlen und wieder zur Ruhe kommen lassen. Es darf uns berühren und trösten. Es darf uns inspirieren und ermutigen. Und es darf uns immer wieder daran erinnern: Leben kann man nur jetzt. Jetzt.