Der 1984 in Osaka geborene und seit 2012 in Düsseldorf lebende und arbeitende Künstler Masatsugu Okada schafft in seinen Werken eine unverwechselbare Synthese der westeuropäischen und ostasiatischen Kultur.
Bei genauer Betrachtung scheint ein Hauptaugenmerk auf der Auseinandersetzung mit der Darstellung des Nicht-Darstellbaren zu liegen, sprich jenen Motiven, welche weder eine konkrete Formgebung noch Kontinuität vorweisen. Okada geht es in seinem Schaffen keineswegs um eine naturalistische Nachahmung, sondern darum, den unaufhörlichen Fluss der Natur, ihre Kraft und Dynamik und ganz besonders jenes, was sich uns und unseren Augen oftmals entzieht, wie etwa die Wandlungsfähigkeit des Himmels und Wassers oder auch das Immaterielle einer Seele beziehungsweise das Unsterbliche eines Geistes malerisch Gestalt zu verleihen. Okada experimentiert viel; sein künstlerisches Oeuvre befindet sich im Begriff stetiger
Transformation. Nichtsdestotrotz ist sein gesamtes Schaffen von einer ornamenthaft wirkenden Bildsprache und einem intensiven Spiel mit Farbe, Form und gekennzeichnet.
„Higan“ meint im Japanischen so viel wie "das andere Ufer" beziehungsweise „Nirvana“ und entstammt der
buddhistischen Vorstellung, dass es einen Fluss geben soll, der die Grenze zwischen der irdischen und der Welt der Erlösung markiert. Ein Fluss voller Illusionen, Leidenschaft, Enttäuschung und Schmerz, gehüllt in dichtem Nebel, der überquert werden muss, um vom Diesseits ins Jenseits zu gelangen.
Die in seiner Higan-Serie in Erscheinung tretenden, aus klar voneinander getrennten, verschiedenfarbigen Linien aufgebauten, figürlich anmutenden Gestalten, bezeichnet Okada selbst als „Geister“. Seine Geister sollen keine konkreten Figuren oder Köpfe darstellen, sondern nur die Silhouetten unsterblicher körperloser Seelen skizzieren. Okada ermöglicht
Einblick in unterschiedliche Innenwelten und legt das darin Verborgene, Flüchtige, Wandungsfähige offen.
Teilweise thematisiert er auch das Gefühl innerer Leere; jene Werke
tragen Titel wie „Human Void“ oder „Emptiness inside“. Anhang weniger Pinselstriche erschafft er phantom-artige Wesen auf tiefschwarzem oder naturfarbenem Malgrund. Die Farbgebung des Bildträgers beeinflusst die Leuchtkraft und die Aura des einzelnen Werkes maßgebend. Farbe, Form und Bildträger verschmelzen auf unverwechselbare Weise miteinander.
Unsterbliche Geister und Mischwesen begegnen uns in Okadas Werk auch in Form dreidimensionaler Charakterköpfe, den sogenannten „Immortals“. Stilistische Bezüge gibt es mitunter zu den japanischen Jizō-Statuen. Dabei handelt es sich um kleine mönchsähnliche Steinskulpturen, welche in Japan vor allem Straßen, Tempel oder Friedhöfe schmücken und Schutzgötter der Kinder, Reisenden und Pilger verkörpern. Die flachen Hinterköpfe der in Ton geformten „Immortals“ erinnern bei genauer Betrachtung wiederum an die nahezu textil-anmutende Textur seiner Stream-Gemälde. Stets vom künstlerischen Prozess geleitet, entwickelt der Künstler eine individuelle Farbgebung und formt verschiedene charakteristische Gesichtsausdrücke.
Der Zufall, das Spielerische und auch das Risiko spielen stets eine ausschlaggebende Rolle in Okadas Oeuvre. Jedes Gemälde, jede Skulptur wird zwar mit einer gewissen Vorstellung begonnen; wie es dann schlussendlich allerdings aussehen wird, kann und möchte er nicht vorhersehen. Keineswegs möchte er den künstlerischen Prozess völlig beherrschen, denn es soll jederzeit Raum für das Zufällige und Unvorhersehbare geben.