Die Einfachheit, sie ist die unterschätzteste aller musikalischen Qualitäten. Und der Liederschreiber, Sänger und Pianist Martin Klein (er spielt auch Cello und Schlagzeug, wenn es ihm einfällt) ist ein Meister des Unterschätzten.
Ein Klavier ist eine perfekte Maschine, wie geschaffen zum Überladen von Musik mit Ornament, Bombast und Zehnfinger-Akrobatik, aber Martin Klein nähert sich ihr behutsam und widersteht ihr zugleich. Sein Instinkt führt ihn immer zur Reduktion, wie ein sedierter John Cale, der seine Akkorde, anstatt sie zu hämmern, rhythmisch streichelt. So öffnet er weite Räume für seine klare, blonde Bubenstimme, die ein geographisch beinahe neutrales, im Duktus dafür umso emotionaleres Hochdeutsch pflegt, dem man das Aufwachsen in Innsbruck, die Auslandszeit in Utrecht und das Leben in Wien nicht anhört.
„Es kommt ihm so vor / Als wär‘ er der einsamste Mensch der Welt“ singt er gar in Die Blume, korrigiert aber gleich diese Note des Selbstmitleids: „Doch er sieht die Blume, der Tag ist erhellt.“ Nicht viele können solche Zeilen schreiben, geschweige denn singen, ohne sich dabei vor der dem Menschen in härteren Zeiten überlebenswichtig zustehenden Sentimentalität zu fürchten. Martin Klein kann, und gerade deshalb gehören seine zu den einnehmendsten, die er bisher in die Welt hinausgeschickt hat.
Doch noch weit darüber hinaus sagt es wohl alles über die Kunst seiner Lieder, dass er diese schon geschrieben hatte, bevor unsere Welt sich so radikal verändern sollte. Und dass sie trotzdem so klingen, als wären sie eigens gemacht für all die endlosen Nächte, die wir seither durchwacht haben und immer noch durchwachen. Und für die Morgen danach, und für die Tage dazwischen auch.
Biografie:
Singer-Songwriter und Pianist Martin Klein scheint sich nicht wirklich etwas aus musikalischen Schubladen und Erwartungshaltungen zu machen.
Mittlerweile hat er schon zwei deutschsprachige, ein englischsprachiges sowie ein experimentell, elektronisches Album veröffentlicht. 2018 erschien die EP Lost Songs, auf der scheinbar verlorengegangene Lieder der letzten Jahre zu hören sind. Die Presse schreibt nur gutes über den eigenwilligen Künstler, so bezeichnete ihn etwa der Falter als “Thom Yorke ohne Kunstrucksack“, der Standard seine Kunst als “sensibel und obsessiv“, das deutsche Fachmagazin Jazzthetik ortete “traumverlorene Meisterwerke“, Bayern 2 eine Art “neuzeitlichen Franz Schubert“ und Radio Fm4 ein “musikalisch beeindruckendes Werk“. Die Tageszeitung die Presseschrieb: “Sein Utopia versucht nichts weniger, als die Entzauberung der Welt rückgängig zu machen.“
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