Der Kanton Graubünden feiert seinen 500. Geburtstag. Origen widmet sich dem Jubiläum und trägt ein Bühnenspiel bei. Auf dem weiten Hochplateau von Lantsch, in der Nähe von Vazerol, wird ein grosses Freilichttheater uraufgeführt, das von der politischen Zerrissenheit der Bündner Täler, vom europäischen Spiel der Mächte und von der Geburt des Freistaates berichtet. Die Bergmassive der Region Albula bilden die grossartige Kulisse des Dramas. Auf den weiten Wiesen treffen Volksgruppen, Patrizierfamilien, ausländische Gesandte, Fürsten und Könige aufeinander und erzählen vom Ringen um Macht und Freiheit. Ein dramatisches Schachspiel, getragen von historischer Erinnerung, angelegt in einer der schönsten Passlandschaften Graubündens.
Der Bündnisvertrag vom September 1524 ist kein krönender Abschluss einer grossen Epoche, sondern steht am Anfang einer dramatischen Geschichte, die der junge Freistaat meistern muss. Das Freilichtspiel zum 500-jährigen Bestehen begnügt sich nicht mit einer Verherrlichung der Vertragsunterzeichnung, sondern legt den Fokus auf die frühe Entwicklung des Freistaates. Autonomie entsteht im Prozess, im kontinuierlichen politischen und kulturellen Bemühen. Freiheit ist ein kostbares Gut, das gehütet und gepflegt werden muss. Der Vertrag ist die initiale Willenskundgebung, die sich im politischen Alltag bewähren muss
In den letzten Jahrzehnten sind die grossen Demokratien der Welt in Bedrängnis geraten. Der amerikanische Sturm auf das Kapitol, die Aushöhlung der demokratischen Verfassungen im europäischen Osten, der Missbrauch der Corona-Pandemie zur Festigung diktatorischer Systeme stellt die Welt vor grosse Herausforderungen. Auch im zeitgenössischen Kontext zeigt sich, dass Autonomie immer neu erarbeitet, verstanden, vitalisiert werden muss. Das sich Berufen auf Verfassungstexte und Gründungsmythen reicht nicht aus, um langfristigen Frieden zu sichern.
Auf der Bühne steht ein grosses Ensemble, das aus Amateurdarsteller*innen und Profis besteht. Diese Kombination von Darstelllenden ist eine alte Bündner Tradition und verbindet die natürliche Spontaneität der Amateurdarsteller*innen mit der handwerklich erfahrenen Interpretation der Profis. Die Bühne gehört den jungen Darstellern*innen, die sich im bewegten Spiel mit der Geschichte Graubündens auseinandersetzen und über die Zukunft des Kantons nachdenken.