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Vom Neolithikum bis heute: Die Revolution gegen das "Jetzt"

Vom Neolithikum bis heute: Die Revolution gegen das "Jetzt"

Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

  • Mi 22. Sep ’21, 18:00 – 21:00

Wo:

Universität Liechtenstein, Fürst-Franz-Josef-Strasse, Vaduz Landkarte anzeigen

Altersbeschränkung:

Ab 16

Ticket Information:

  • Eintritt frei

Die Universität Liechtenstein fährt im Herbst 2021 mit den Campus Gesprächen fort. Wir wissen, dass wir unseren Planten zerstören, wenn wir so weiterwirtschaften wie bislang. Wir wissen, dass wir auf Kosten der Zukunft unserer Kinder leben. Was hindert uns daran, unser Leben so zu verändern, dass dies nicht mehr der Fall ist? Die Zukunft geschieht nicht einfach, nein, sie wird heute gemacht. Daher haben wir für die folgenden Veranstaltungen den Titel «Utopie jetzt» gewählt. Wir befragen hochkarätige Forschende, Intellektuelle, Expertinnen und Experten. Diese stehen im Zentrum des Abends, an dem es im Anschluss an die jeweiligen Referate Fragen seitens der Moderation und des Publikums gibt.

Die Menschen folgten vor rund 9500 Jahren zum ersten Mal dem Gesetz der Pflanzen, die fest an einem Ort verwurzelt wachsen: Die Sesshaftigkeit war eine logische Folge des Ackerbaus. Wer Pflanzen sät und aufzieht, muss diese vor Ort während ihres gesamten Wachstums gegen die vielfältigen Einflüsse der Natur schützen, um nach einer gewissen Zeit schliesslich ernten zu können. Die Entdeckung und Entwicklung des Ackerbaus bedeutete zwar einen gewaltigen Schritt gegen die bisherige Abhängigkeit vom "Jetzt" der Natur, infolge derer die Menschen während des gesamten Paläolithikums praktisch ausschliesslich von dem lebten, was die Natur im Tagesangebot hatte - sprichwörtlich von der «Hand in den Mund».
Der Ackerbau brachte zwar Ernährungssicherheit, aber die dadurch bedingte Sesshaftigkeit hatte dramatische Folgen für unsere Spezies und führte zu einer totalen sozialen Reorganisation. Sie bedeutete auch eine fundamentale Veränderung im Verhältnis der Menschen zur Natur: Im Gegensatz zum Lebensprinzip des "Jetzt" während des gesamten Paläolithikums, das seit Homo erectus perfekt in die Natur eingebettet war und wobei sich die Menschen als Teil der Natur betrachteten, brachten Sesshaftigkeit und Ackerbau eine völlige Veränderung dieser Wertvorstellungen. Die vermeintliche Emanzipation von der Natur, erforderte eine neue planerische und rechnende Dimension.
Pflanzenbau und Sesshaftigkeit hiess: Mehr Nahrung und damit die Möglichkeit, vor Ort materielle Güter anzuhäufen. Diese neue Lebensstrategie erlaubte eine dichtere Siedlungsweise, mehr Menschen pro Fläche, was wiederum die Bildung bisher unbekannter Hierarchien nach sich zog: Viele Menschen auf kleinem Raum erfordern Regeln, wer wem auszuweichen hat. Dabei wurde die Entwicklung des materiellen Besitzes zum gesellschaftlichen Massstab: Wer viel besass, nutzte das als Ausdruck sozialer hierarchischer Hochstellung. Bald wurden reale Güter allein zu umständlich, um damit zu handeln und um den sozialen Status auszudrücken. Es entstand das symbolische Gut des Geldes.
Bald wurde das ungestüme Streben nach Besitz in vielen Gesellschaften zum allumfassenden Motiv für den Sinn des Lebens – und zum Selbstzweck. Jeder andere Wert musste gegenüber diesem Primat zurücktreten, wurde verdrängt oder überrollt, ein Prozess, der sich in der über 9000jährigen Geschichte unserer Gesellschaft spiegelt und sich auch sehr schön in der Legende vom "goldenen, vom silbernen, vom bronzenen und schliesslich ehernen und bleiernen Zeitalter" spiegelt ...

Wenn man sich heute nach mehr "Jetzt" sehnt - als neue Utopie - ist die Reflektion dieses historischen Prozesses eine Voraussetzung, um die Natur als Taktgeberin des "Jetzt" zu erkennen, zu verstehen und zu respektieren. Die Macht der Natur, wie sie sich als Gegenspielerin selbstdefinierter, menschlicher Eigeninteressen immer wieder präsentiert – etwa in der gegenwärtigen Pandemie - kann bei entsprechender Aufmerksamkeit ein Weckruf sein, den Wert der Natur und ihr Prinzip des «Jetzt» für das menschliche und das nichtmenschliche Leben zu erkennen.

«Wenn man sich nach mehr "Jetzt" sehnt - als neue Utopie - ist die Reflektion unserer Geschichte eine Voraussetzung, um die Natur als Taktgeberin des "Jetzt" zu erkennen.» Andreas Moser, Dr. phil. nat. Dr. h.c.

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